Wie Sie Paper Mills erkennen und vermeiden können

Paper Mills sind ein anhaltendes Problem in der Wissenschaft und im Verlagswesen, und ihre Aktivitäten nehmen weiter zu. Hier erklären wir, was Paper Mills sind und wie Sie diese in Ihrer Rolle als Herausgebende erkennen können.

Nach aktuellen Schätzungen gehen von den rund 44.000 Artikeln, die in den letzten Jahren zurückgezogen wurden, etwa 7.270 auf Paper Mills zurück. Das erscheint zunächst nicht viel, jedoch wird vermutet, dass allein in den letzten zwei Jahrzehnten rund 400.000 von solchen „Publikationsfabriken“ produzierte Artikel in die wissenschaftliche Literatur gelangt sind.

Paper Mills stellen eine Gefahr für die Integrität der Forschung und die Urheberschaft dar und haben somit aktive Auswirkungen auf die Wissenschaft und das wissenschaftliche Publizieren insgesamt.

Auf dieser Seite erfahren Sie, wie Paper Mills aufgebaut sind und wie sie arbeiten. Anschließend stellen wir Ihnen Strategien vor, mit denen Sie verdächtige Aktivitäten erkennen und Paper-Mill-Produkte vermeiden können.

Was ist eine Paper Mill und wie funktioniert sie?

Paper Mills sind profitorientierte, inoffizielle und häufig auch illegale Organisationen. Sie erstellen und verkaufen manipulierte oder frei erfundene Manuskripte, die wie echte wissenschaftliche Arbeiten aussehen. Forschende können sich gegen eine Gebühr als Autor*innen dieser gefälschten Artikel eintragen lassen, ohne selbst an der Arbeit beteiligt gewesen zu sein.

So verdienen Paper Mills Geld: Sie bieten Autor*innenschaft gegen Bezahlung an. Für manche Forschende ist dies verlockend, weil es Ansehen und Glaubwürdigkeit verschafft – ohne die notwendige Forschungsarbeit zu leisten.

Wie arbeiten Paper Mills?

Paper Mills werben über öffentliche Plattformen wie LinkedIn, Facebook oder Twitter oder betreiben eigene Webseiten, etwa „science-publisher.org“. Viele sind mittlerweile auf Kanäle wie WhatsApp ausgewichen, um schwerer entdeckt zu werden.

Ihre Angebote tarnen sie oft als „Call for Co-Authors“. Gegen eine Gebühr – von rund 180 € bis hin zu 5.000 € (ca. 197–5.400 USD) – können sich Interessierte als Autor*in eintragen lassen, ohne selbst Forschung betrieben zu haben. Die zugrundeliegenden Artikel entstehen unter betrügerischen Bedingungen, teilweise auch mit Hilfe generativer KI.

Wer steckt hinter Paper Mills?

Die meisten Paper Mills werden von großen, kommerziellen Organisationen betrieben, die ausschließlich auf diese Aktivitäten spezialisiert sind. Sie beschäftigen Tausende von Personen und werben aktiv neue Mitarbeitende an.

Manche Agenturen wirken auf den ersten Blick seriös. Sie tarnen ihr Vorgehen, indem sie Anzeigen für „akademische Fachautor*innen“ für ihr „Publishing-Team“ schalten.

Seltener handelt es sich um kleinere Gruppen, etwa Forschende an einer Institution oder Einzelpersonen, die Manuskripte und Autor*innenschaften in kleinem Umfang verkaufen.

Wie Sie Paper-Mill-Aktivitäten erkennen

Auch wenn Paper Mills ihre betrügerischen Aktivitäten zunehmend besser verschleiern, gibt es zahlreiche Anzeichen, auf die Sie achten können.

Prüfen Sie sowohl die Autor*innen als auch das Manuskript genau. Die folgende Checkliste hilft Ihnen, verdächtige Einreichungen zu erkennen:

Autor*innen und Institution überprüfen

  • Wird eine institutionelle E-Mail-Adresse verwendet, und ist diese konsistent im gesamten System?
  • Verfügen die Autor*innen über eine gültige ORCID-ID, die mit früheren Publikationen verknüpft ist?
  • Gibt es eine relevante Publikationshistorie?
  • Passt die Institution zur Art der Studie (Medizinische Studien können beispielsweise nicht in Einrichtungen ohne Forschungslabore durchgeführt werden)?
  • Ist die Institution bereits mit Paper-Mill-Skandalen in Verbindung gebracht worden?
  • Wurden gleichzeitig mehrere Arbeiten derselben Autor*innengruppe oder Institution eingereicht?
  • Wurde die Retraction Watch-Datenbankoder PubPeer geprüft, um mögliche frühere Probleme festzustellen?
  • Wurde eine Vorregistrierung überprüft (z.B. ClinicalTrials.gov) und stimmen die Angaben überein?
  • Wurde transparent offengelegt, ob KI-Tools genutzt wurden?
  • Gab es nach Annahme Veränderungen in der Autor*innenliste?

Einreichung und Manuskript prüfen

  • Passt das Manuskript in thematischen Umfang und Format des Journals?
  • Enthält das Anschreiben generische oder kopierte Formulierungen?
  • Wurden Plagiatsprüfungen durchgeführt (z.B. mit iThenticate)?
  • Sind Abbildungen, Tabellen und Bilder einzigartig oder wirken sie KI-generiert/manipuliert?
  • Ähnelt die Datenpräsentation zurückgezogenen Arbeiten?
  • Ist die Methodik klar, transparent und reproduzierbar?
  • Sind Zitationen valide, aktuell und relevant (keine erfundenen DOIs oder “citation padding”)?
  • Liegen Ethikfreigaben, Einverständiserklärungen und Angaben zur Finanzierung vor?

Daten- und Bildintegrität überprüfen

  • Passen Abbildungen und Tabellen zu den Forschungszielen?
  • Wurden Tools wie ImageTwin oder Photoshop Error Level Analysis eingesetzt, um Manipulationen aufzudecken?
  • Sind die Stichprobengröße und Wiederholungen realistisch?
  • Sind Rohdaten oder ergänzende Materialien verfügbar (z.B. in Repositorien mit DOI)?
  • Lassen sich Labor- oder Institutsangaben verifizieren?

Peer Review und Gutachter*innen prüfen

  • Sind die vorgeschlagenen Gutachter*innen unabhängige Expert*innen mit überprüfbaren Institutionen?
  • Wurden ihre E-Mail-Adressen auf institutionellen Webseiten kontrolliert?
  • Läuft das Begutachtungsverfahren in einem plausiblen Zeitrahmen ab?
  • Sind die Gutachten detailliert und kritisch oder zu allgemein und positiv?
  • Tauchen bestimmte Gutachter*innenvorschläge wiederholt in verschiedenen Einreichungen auf?

Ethik- und Finanzierungsangaben prüfen

  • Liegen Ethikfreigaben und Einverständniserklärungen vor, wo erforderlich?
  • Sind Patient*innen- oder Tierdaten authentisch und nicht KI-generiert?
  • Wurden Finanzierung und Drittmittel korrekt angegeben und passen sie zur Studie?
  • Ist der Dankesabschnitt transparent in Bezug auf Beiträge?
  • Waren externe Firmen beteiligt, ohne dass dies angegeben wurde?
  • Wurden mögliche Interessenkonflikte extern abgeglichen?

Wie Sie Paper-Mill-Betrug in Ihrem Journal verhindern

Die genannten Punkte sind nur einige Beispiele, wie Sie Paper-Mill-Aktivitäten erkennen können. Grundsätzlich gilt: Seien Sie wachsam gegenüber verdächtigem Verhalten, auch wenn es nicht sofort offensichtlich ist.

Fünf bewährte Praktiken helfen Ihnen, Betrug vorzubeugen:

  • Überprüfen Sie sorgfältig die Glaubwürdigkeit der Autor*innen (Finanzierung, Identität, Profile, Kontakte).
  • Vermeiden Sie stereotype oder schematische Papers.
  • Untersuchen Sie die Daten im Manuskript genau.
  • Prüfen Sie alle Erklärungen und Genehmigungen.
  • Berücksichtigen Sie stets die Herkunft der Arbeit.
Heruntergeladen am 14.11.2025 von https://www.degruyterbrill.com/publishing/services/fuer-herausgebende/paper-mills-erkennen-und-vermeiden?lang=de
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