Ideen & Argumente
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Herausgegeben von:
Anna Goppel
, Daniel Eggers , Wilfried Hinsch und Thomas Schmidt
Die Reihe Ideen&Argumente ist dem Ideal einer pluralistischen und offenen Argumentationskultur verpflichtet und präsentiert in solider Ausstattung Themen und Fragestellungen, die inhaltlich oder methodisch wichtige Beiträge zur zeitgenössischen Philosophie leisten.
Die Publikationen sollen die Vorzüge angelsächsischer und kontinentaler Philosophietraditionen in ein produktives Zusammenspiel bringen.
Herausragende, systematisch ausgerichtete Originalausgaben und deutsche Erstausgaben aus allen Teilgebieten der Theoretischen und Praktischen Philosophie finden in Ideen&Argumente ihren Platz. Willkommen sind programmatische Monographien jeglicher philosophischer Provenienz. Es gilt, die zeitgenössische Philosophie in ihrer thematischen und methodischen Vielfalt neu zur Geltung zu bringen.
Zusatzmaterial
Fachgebiete
Should historical injustices always be repaired? Upon scrutinising public institutions and present holdings, it becomes evident that many are partially the result of past injustices. Consequently, the imperative to rectify and repair historical injustices emerges. However, as circumstances change over time and these changes affect justice, the argument for repairing historical injustices becomes more intricate. The distributive and reparative aspects of justice may be in tension with each other.
Possible tensions between these aspects of justice are assessed by discussing the thesis about the supersession of historical injustices. Different facets of the supersession thesis are evaluated in two contexts. The first context, explored in the initial part of the book, examines whether and, if so, under what conditions, post-colonial injustices against 19th-century Latin American indigenous peoples should be repaired. The second context, explored later in the book, assesses how climate burdens should be distributed globally and how to respond to potential injustices arising from departures from a fair climate transition towards net-zero CO2 emissions societies.
The book demonstrates that repairing historical injustices is compatible with the imperatives of distributive justice.
Philosophische Diskurse können auf verschiedene Arten und aus verschiedenen Gründen missglücken. Sind Streitende in einen bloßen Streit um Worte verstrickt, so liegt ihrem Streit keine Uneinigkeit zugrunde. Aufgrund eines sprachlichen Missverständnisses reden sie bloß aneinander vorbei.
Das vorliegende Buch entwirft in seinem ersten Teil erstmalig eine detaillierte Theorie bloßer Streite um Worte. Was zeichnet solch missglückte Streite aus? Und welche Indizien können den Verdacht eines bloßen Streits um Worte in der Philosophie stützen?
Im zweiten Teil des Buches wendet die Autorin die erarbeiteten Resultate dann in einer Fallstudie auf die Debatte um personale Identität an. Reden die beiden großen Streitlager der Debatte womöglich nur aneinander vorbei, weil sie Wörtchen wie „ich“, „wir“ oder „Person“ bloß unterschiedlich verwenden? Und besteht zwischen den Streitlagern also vielleicht gar keine Uneinigkeit darüber, welchen Persistenzbedingungen ‚wir‘ unterliegen?
Die vorliegende Studie etabliert diese Interpretation der Debatte als einen zumindest ernstzunehmenden Vorschlag. Sie möchte jedoch auch verdeutlichen, wie schwer sich der Verdacht eines bloßen Streits um Worte in der Philosophie wirklich redlich belegen lässt.
In der vorliegenden Arbeit wird eine normative Analyse und Verteidigung der Erbschaftssteuer unternommen. Zunächst wird eine egalitaristische Argumentation für die Steuer entfaltet. Aufgrund ihrer progressiven Struktur ist die Erbschaftssteuer ein geeignetes Instrument, um der wachsenden ökonomischen Ungleichheit entgegenzuwirken und letztlich verschiedene egalitäre Ideale (politische Gleichheit, Chancengleicheit etc.) zu befördern. Anschließend wird untersucht, wie aus normativer Perspektive zu beurteilen ist, dass der Erblasser bei Erhebung der Steuer nicht mehr lebt. Die restliche Arbeit besteht in einer Auseinandersetzung mit den wichtigsten Einwänden gegen die Erbschaftssteuer. So wird oft behauptet, diese verletze die natürlichen Eigentumsrechte des Erblassers bzw. des Erben und sie ignoriere zudem die Verdienstansprüche des Erblassers. Schließlich sei die Steuer aus diversen „familien-basierten" Erwägungen abzulehnen. Nicht nur werden diese Einwände erfolgreich zurückgewiesen; ferner wird gezeigt, dass einige der, diesen Argumenten zugrundeliegenden, Prinzipien selbst zur Verteidigung einer egalitären Erbschaftssteuer (also einer Erbschaftssteuer, die aus egalitären Prinzipien folgt) herangezogen werden können.
Demokratische Territorialstaaten besitzen die Souveränität, über die Verteilung ihrer Mitgliedschaftsrechte unilateral zu entscheiden. Damit werden jedoch nicht nur ihre Mitglieder, sondern auch alle Nicht-Mitglieder durch demokratisch verabschiedete Mitgliedschaftsnormen adressiert. Diese Untersuchung erörtert, ob unilaterale Einwanderungsbeschränkungen ein Demokratiedefizit darstellen und argumentiert dafür, dass dies zutrifft, sofern demokratische Territorialstaaten entweder faktische Mitglieder mit sozialen oder ortsabhängigen Bindungen zu dem politischen Kollektiv oder geographischen Territorium exkludieren oder aber eine egalitaristische Verteilungsstruktur territorialer Rechte verletzen. Hierdurch versucht diese Arbeit, einen Beitrag zu leisten, demokratietheoretische und territorialrechtliche Ansätze miteinander zu verknüpfen und nicht nur die politischen, sondern auch territorialrechtlichen Externalitäten staatlicher Ausschlussrechte in einer globalisierten Welt zu reflektieren.
Wir brauchen eine gerechtere Globalisierung – diese Einsicht ist ebenso alternativlos, wie sie utopisch anmutet. Um dennoch die realistische Hoffnung auf eine kosmopolitische Weltordnung in Aussicht zu stellen, konstruiert die Schrift einen Menschenrechtsansatz globaler Gerechtigkeit.
Teil I beschäftigt sich mit der Frage der Praktikabilität. Das Problem wird zunächst an Kants kosmopolitischen Schriften herausgearbeitet, um es dann methodisch anhand von Rawls’ politischem Konstruktivismus und Honneths normativem Rekonstruktivismus zu lösen. Anschließend an Max Weber, Hans Jonas und Hannah Arendt wird dann in Teil II eine Theorie politischer Verantwortung entwickelt, die sich auf globale politische Verantwortungsverhältnisse übertragen lässt. Teil III legt schließlich einen Menschenrechtsansatz globaler Gerechtigkeit vor. Diese realistische Utopie ist pragmatisch darin begründet, dass das globale Menschenrechtsregime bereits politische Verantwortungsverhältnisse für die wichtigsten menschlichen Interessen etabliert hat.
Aus der politischen Menschenrechtspraxis und ihrer Idee einer universellen Menschenwürde, so die Grundthese der Schrift, lässt sich eine globale politische Gerechtigkeitskonzeption rekonstruieren.
In dieser Studie wird untersucht, was Vorwürfe sind, wer ein angemessenes Ziel von Vorwürfen ist, wer in der richtigen Position ist, Vorwürfe zu machen und ob wir aufhören sollten, einander unsere Vergehen vorzuwerfen. Abschließend wird eine Theorie über das Verhältnis von moralischer Verantwortung und Vorwürfen entwickelt und verteidigt.
Moralische Vorwürfe ist die erste umfassende deutschsprachige Studie zu diesem Thema.
In diesem Buch wird die Frage untersucht, inwiefern es einen Konflikt gibt zwischen zwei Sichtweisen auf Personen, die uns beide vertraut sind. Zum einen sind wir der Auffassung, dass Personen aus Gründen urteilen und handeln, dass ihre Handlungen und Meinungen durch Prozesse zustande kommen, die sowohl in ihrem Verlauf als auch ihrem Resultat bestimmten normativen Standards unterliegen, für deren Einhaltung oder Nicht-Einhaltung Personen oft auch verantwortlich gemacht werden. Zum anderen versuchen wir manchmal, ihre Meinungen und Handlungen genauso wie andere Phänomene zu erklären und suchen dabei nach zeitlich vorhergehenden Faktoren als Ursachen. Eine vollständige Erklärung würde dabei die Meinung oder Handlung des Subjekts als durch diese Ursachen alternativlos festgelegt und damit als determiniert erweisen. Zwischen diesen beiden Sichtweisen kann man aus verschiedenen Gründen und in verschiedenen Hinsichten einen manifesten Konflikt oder zumindest eine Spannung erblicken. Diese Konfliktfelder, in denen sich jeweils kompatibilistische und inkompatibilistische Argumente und Positionen gegenüber stehen, bilden den Gegenstand der vorliegenden Untersuchung.
Was heißt es, als Person autonom zu sein? Diese Frage führt schnell in ein philosophisches Rätsel: Für Autonomie scheinen
- ein bestimmtes Verhältnis der Person zu sich selbst,
- aber auch bestimmte Verhältnisse in der äußeren, die Person umgebenden Welt wesentlich zu sein; doch
- Selbst- und Weltverhältnisse unterscheiden sich so grundlegend, dass Autonomie nicht beides zugleich sein kann.
Dieses Buch entwickelt eine Lösung, die von der Einsicht ausgeht, dass Autonomie ein „dicker“ normativer Begriff ist, der für eine bestimmte Art praktischer Autorität steht. Dass eine Person autonom ist, ist demnach für andere stets ein Grund, Eingriffe in das Leben der Person zu unterlassen. Die Frage nach Bedingungen für Autonomie ist somit eine Frage nach Bedingungen für diesen Grund. Es wird dafür argumentiert, dass Mündigkeit, Wehrhaftigkeit und Mitsprache diese Bedingungen sind – dass sich die Autonomie einer Person daran bemisst, was man von ihr an Regelung eigener Angelegenheiten, Gegenwehr gegen fremde Eingriffe und Mitsprache bei gemeinschaftlichen Angelegenheiten berechtigterweise erwarten darf. Und weil dafür Selbst- und Weltverhältnisse normativ relevant sind, besteht in der für den Autonomiebegriff konstitutiven – normativen – Hinsicht gerade kein Unterschied zwischen diesen. Das Rätsel personaler Autonomie ist somit gelöst.
Das meiste, was wir Menschen tun, tun wir unreflektiert: Ob wir zielsicher die Türklinke beim Betreten eines Raumes ergreifen, mühelos den sozial angemessenen Abstand während eines Gesprächs einhalten oder spontan auf eine Person in Not zustürzen – überlegen oder bewusste Absichten fassen müssen wir dafür nicht. Doch zugleich verbirgt sich in diesem unreflektierten Handeln Beeindruckendes: eine ungeahnte Intelligenz und Rationalität des Alltäglichen. Dabei stellt sich in Bezug auf die Natur dieses Handelns eine Vielzahl von Problemen: Lässt sich unreflektiertes Handeln überhaupt erhellend mit Hilfe traditioneller volkspsychologischer Begriffe wie „Absicht“, „Wunsch“ oder „Überzeugung“ analysieren? Und sind Menschen auch für ihr unreflektiertes Handeln verantwortlich, wenn sie nicht mit ihren bewussten Absichten dahinterstehen? Zur überzeugenden Beantwortung dieser Fragen unternimmt diese Untersuchung eine grundlegende Neu-Konzeptualisierung menschlichen Handelns. Entsprechend ist sie nicht nur für die Philosophie des Geistes und Handelns von großer Relevanz, sondern auch für die begrifflichen Grundlagen von Psychologie und Kognitionswissenschaften.
How does perceptual experience make us knowledgeable about the world? In this book Nadja El Kassar argues that an informed answer requires a novel theory of perception: perceptual experience involves conceptual capacities and consists in a relation between a perceiver and the world.
Contemporary theories of perception disagree about the role of content and conceptual capacities in perceptual experience. In her analysis El Kassar scrutinizes the arguments of conceptualist and relationist theories, thereby exposing their limitations for explaining the epistemic role of perceptual experience. Against this background she develops her novel theory of epistemically significant perception. Her theory improves on current accounts by encompassing both the epistemic role of perceptual experiences and its perceptual character. Central claims of her theory receive additional support from work in vision science, making this book an original contribution to the philosophy of perception.
Die aus dem Alltag bekannte Charaktereigenschaft stellt die Handlungstheorie und Moralphilosophie seit der Antike an vor zahlreiche Rätsel. Von verschiedener Seite wurde bezweifelt, dass eine kohärente Konzeption von Willensschwäche, die sowohl dem alltäglichen Begriff als auch reflektierten handlungstheoretischen wie moralphilosophischen Grundsätzen gerecht wird, überhaupt möglich ist. Dabei taucht das Phänomen in unterschiedlicher Gestalt in verschiedenen Wissenschaften auf: als Problem irrationaler Weisen der Diskontierung (Ökonomie), als mangelnde motivationale Kraft (Psychologie) und schließlich in seiner Reinform als Handeln wider das eigene, bessere Urteil (Philosophie). Hauptsächliches Ziel dieser systematischen Untersuchung ist daher die Entwicklung einer solchen kohärenten Konzeption von Willensschwäche sowie ein besseres Verständnis derselben hinsichtlich grundlegender Theorien des Handelns und Urteilens von Personen.
In Kapitel I werden verschiedene Weisen der Begriffsbestimmung von Willensschwäche verglichen und diskutiert. In Kapitel II wird in die zentralen philosophischen Probleme mit Willensschwäche anhand von Aristoteles und Donald Davidson, eingeführt. Schließlich wird das Phänomen der Willensschwäche in vier philosophischen Problemfeldern diskutiert: das Verhältnis von Evaluation und Motivation; die Intentionalität von willensschwachen Handlungen und die Frage, ob solche Handlungen aus Gründen erfolgen und wie diese beschaffen sind; die Verantwortung für willensschwache Handlungen und ob eine solche überhaupt gerechtfertigt ist; schließlich die Frage nach der Normativität von Willensschwäche, also weshalb wir vermeiden sollten, willensschwach zu sein, sowie Fragen zur Natur von praktischer Irrationalität. Als Ergebnis der Untersuchung stellt sich heraus, dass Willensschwäche möglich ist, da neben rationalen Akten der Selbstbestimmung auch präreflexive Strebungen auf unser Handeln Einfluss nehmen können.
Der methodologische Ansatz der Untersuchung, die Kombination aus handlungstheoretischen und moralphilosophischen Fragestellungen unter Berücksichtigung ähnlicher Debatten in Psychologie und Ökonomie, erschließt umfassend und systematisch die vielfältigen Aspekte von Willensschwäche. Die Analyse dieser Form von praktischer Irrationalität erlaubt zudem produktive Rückschlüsse auf zahlreiche andere philosophische Problemfelder und erweitert unsere Auffassung der Struktur unseres rationalen Denkens und Handelns.
Im vorliegenden Buch geht es um die methodologische und epistemologische Charakterisierung der Computersimulation. Zu diesem Zweck werden Computermodelle vor der Kontrastfolie mathematischer Modelle betrachtet. Eine Strategie der Mathematisierung zielt darauf ab, komplexe Phänomene in idealisierter Form zu modellieren und so die Komplexität zu reduzieren. Die Simulation markiert das Ende dieser Strategie: Die Modelle werden nun selbst komplex und erhalten eine partielle Autonomie.
Insbesondere der Prozess der Simulationsmodellierung erfährt gegenüber traditioneller mathematischer Modellierung eine Transformation. Als zentrale Merkmale der Simulationsmodellierung werden anhand typischer Beispiele analysiert: Artifizialität, Experimentieren, Visualisierung, Plastizität und epistemische Opazität. Erst aus der Verknüpfung dieser Merkmale resultiert ein philosophisch neuartiges Bild, das wiederum zum Diskurs um das Verhältnis von Wissenschaft und Technik beiträgt.
This book offers new readings of Kant’s “universal law” and “humanity” formulations of the categorical imperative. It shows how, on these readings, the formulas do indeed turn out being alternative statements of the same basic moral law, and in the process responds to many of the standard objections raised against Kant’s theory. Its first chapter briefly explores the ways in which Kant draws on his philosophical predecessors such as Plato (and especially Plato’s Republic) and Jean-Jacque Rousseau. The second chapter offers a new reading of the relation between the universal law and humanity formulas by relating both of these to a third formula of Kant’s, viz. the “law of nature” formula, and also to Kant’s ideas about laws in general and human nature in particular. The third chapter considers and rejects some influential recent attempts to understand Kant’s argument for the humanity formula, and offers an alternative reconstruction instead. Chapter four considers what it is to flourish as a human being in line with Kant’s basic formulas of morality, and argues that the standard readings of the humanity formula cannot properly account for its relation to Kant’s views about the highest human good.
Politische Akteure rekurrieren zur Rechtfertigung ihres Handelns wieder verstärkt auf die Idee des allgemeinen Wohls. Kann die politische Philosophie eine Bestimmung des Gemeinwohls anbieten, anhand derer sich gerechtfertigte von ungerechtfertigten Gemeinwohlrekursen unterscheiden lassen? Das Paradigma des Prozeduralismus besagt, dass das Gemeinwohl allein über die Angabe formaler Verfahrenskriterien als Output eines wohlgeordneten demokratischen Systems definiert werden kann. Der Autor weist dieses Paradigma zurück und optiert für eine integrative Gemeinwohltheorie. Diese besteht aus zwei Komponenten. Erstere besagt, dass die Mitglieder eines Gemeinwesens durch demokratische Verfahren, die der Umsetzung ihrer subjektiven Interessen dienen, selbst festlegen können, worin das Gemeinwohl besteht - es sei denn, sie verstoßen damit gegen objektive und prozedurtranszendente Mindeststandards. Die zweite Komponente besteht aus einem Katalog dieser Standards, die festlegen, welche Outputs entgegen dem Für-Gut-Halten der Mitglieder gemeinwohlschädlich oder -irrelevant sind. Somit ergibt sich die Gemeinwohldienlichkeit einer Handlung daraus, dass diese demokratisch autorisiert ist und objektiv-prozedurtranszendente Mindeststandards nicht verletzt.
Welche Verbindungen bestehen zwischen den Begriffen der Zeit und der personalen Identität? Um diese Frage zu beantworten, untersucht die Studie drei zentrale Begriffe aus der Debatte um personale Identität, und zwar jeweils vor dem Hintergrund einer bedeutenden Theorie aus der Philosophie der Zeit: Wie stellt sich der Begriff der Erinnerung oder ganz allgemein des Vergangenheitsbezugs dar, wenn man die B-Theorie der Zeit voraussetzt? Welche Konsequenzen hat es für den Begriff des Überlebens, wenn man die Position des Eternalismus zugrunde legt? Und wie stellt sich der Begriff der Verantwortung im Lichte des Vierdimensionalismus dar? In jedem der drei Fälle resultieren spezifische Probleme und begriffliche Spannungen, die sich dennoch, so die Argumentation, auf eine gemeinsame Ursache zurückführen lassen – nämlich auf die Fähigkeit des zeitlich perspektivischen Selbstbezugs, die Personen eigen ist und die den Kern der begrifflichen Beziehungen zwischen Zeit und personaler Identität bildet.
Wie entwickelt sich ein ich-loses Selbstgefühl? Wie vollzieht sich der Schritt zum Selbstbewusstsein? Und wie wird aus einer emotionalen Reaktion ein Werturteil? Eva-Maria Engelen beschreibt die Übergänge zwischen verschiedenen Erscheinungsformen des Geistigen. So skizzieren die vier Kapitel des Bandes dessen Genealogie als Prozess, der vom Lebendigen zum Bewusstsein führt. Die Argumentation integriert Erkenntnisse aus der Philosophie der Emotionen ebenso wie Elemente aus der Theorie der Bedeutung und der Philosophie des Geistes. Einen roten Faden bildet dabei die Frage nach der Rolle der Sprache für die Entwicklung der Erscheinungsformen des Geistigen. Aus dieser Perspektive gelingt es auch, den Übergang von der Kognition der Tiere zu der des Menschen ansatzweise darzustellen. Ebenfalls als produktiv erweist sich das Konzept des Intentionalen, das eng mit dem Begriffsvermögen verwoben ist und sich in Erleben, Wahrnehmen und sprachlichem Bezugnehmen aufzeigen lässt. Die Genealogie des Geistigen wird schließlich um eine des Normativen erweitert, wenn die Autorin die Genese von Werturteilen nachzeichnet. Die Studien zu beiden Genealogien ordnet sie innerhalb der Debatte zum Für und Wider des Naturalismus ein.
Liberal neutrality has two underlying intuitions and therefore two distinct elements. On the one hand it refers to the intuition that there are matters the state has no business getting involved in. On the other hand it is motivated by the idea that the state ought to treat citizens as equals and show equal respect for their different cenceptions of the good life. This book defends this two-fold understanding of neutrality with reference to Rawls’ conception of citizens as free and equal persons. Treating citizens as equals requires the state to grant its citizens equal political rights and also to ensure that these rights have “fair value”. Given the danger that cultural bias undermines the equal standing of citizens, the state has to ensure procedures of political decision making that are able to take citizens’ different conceptions into account.
Gibt es starke positive Pflichten? Offensichtlich halten wir es für eine starke Pflicht, ein ertrinkendes Kind zu retten. Was die Stärke einer solchen Hilfspflicht ausmacht und wie sie von Handlungen, die über Pflichten hinausgehen, und Wohltätigkeitspflichten zu unterscheiden ist, ist Gegenstand des ersten Teils der Arbeit. Der zweite Teil stellt die Frage, ob dieser Fall auf unser Verhältnis zu den unter Armut Leidenden übertragen werden kann, und benennt moralisch relevante Faktoren, durch die sich die Fälle unterscheiden.
„Negative Kausalität“ bezeichnet ein hochkontroverses metaphysisches Problem. Können negative Entitäten wie Abwesenheiten oder das Nicht-Eintreten bestimmter Ereignisse Ursachen oder Ursachenfaktoren sein? Diese Frage steht im Schnittpunkt einer Reihe disziplinübergreifender Grundfragen: der Frage nach dem Wesen von Kausalität, der Frage nach der Natur von Handlungen und Ereignissen und der Frage nach der Beziehung zwischen Kausalität und normativer - moralischer und rechtlicher - Verantwortlichkeit. Die vorliegende Studie entwickelt im ersten Schritt eine Konzeption von negativer Kausalität ausgehend vom Sonderfall der handlungsförmigen negativen Kausalität, der Kausalität durch Unterlassen. In einem zweiten Schritt erkundet sie anhand des Ariadnefadens der Kausalität von Unterlassungen die terra incognita der Kausalität andersartiger „negativer Ereignisse“ wie Abwesenheiten und Nicht-Ereignissen. In einem dritten Schritt zieht sie Konsequenzen für hartnäckige Probleme wie die Aufteilung der Kausalität beim Zusammentreffen mehrer negativer Ursachen.
Gibt es einen grundsätzlichen Unterschied zwischen praktischem und theoretischem Wissen?
Die auf Gilbert Ryle zurückgehende These, dass Wissen-wie eine eigenständige Wissensform darstellt, die sich in praktischen Fähigkeiten manifestiert und nicht auf Wissen-dass (d.h. propositionales Wissen) reduziert werden kann, wird in der gegenwärtigen Philosophie kontrovers diskutiert. Im Mittelpunkt dieser Debatte steht die Frage nach den Zusammenhängen von Wissen, Denken und Handeln, die unterschiedliche Themengebiete der Erkenntnistheorie, der Philosophie des Geistes und der Neuro- und Kognitionswissenschaften berührt.
In diesem Buch wird zum einen dafür argumentiert, dass in Bezug auf die Frage nach praktischem Wissen einige grundlegende Argumentationsebenen zu unterscheiden sind, die in der gegenwärtigen Debatte oftmals vermischt werden. Zum anderen wird eine philosophische Analyse praktischen Wissens vorgestellt, die dieses als eigenständige Wissensform auffasst und systematische Bezüge zu theoretischem Wissen aufzeigt.
Targeted killing of terrorists has become an established practice in the fight against terrorism. The disturbing consequences of the practice and its increasing political and societal acceptance raise questions as to its justifiability and its place in counter-terrorism.
Anna Goppel explores whether targeted killing of terrorists can be justified, both from a moral and an international legal perspective. She discusses moral and international legal limits to state use of lethal force and argues that the moral principles and the international legal regulations allow for the practice only in very specific, very rare, and rather hypothetical cases. The analysis is based on a thorough discussion of the human right to life, the laws and ethics of war, and the relevant moral and legal arguments. This makes it of particular interest to philosophers and legal theorists interested in terrorism, counter-terrorism, human rights, and the legitimacy of defensive state measures.
"Nicht nur der Historische Materialismus ist uns insgeheim in Fleisch und Blut übergegangen, wie ich bereits behauptet habe. Wir sind durchaus auch latente Anhänger der guten alten Theorie vom Klassenkampf ..."
Mit diesem Buch liegt eine beachtenswerte Neuinterpretation zentraler Teile des Marxismus - der Marx'schen Geschichts- und Gesellschaftstheorie - vor.
In einem ersten Schritt lässt Iorio Widersprüche und Mehrdeutigkeiten im Denken von Marx sichtbar werden. Es gelingt dem Autor jedoch, diese Widersprüche im Rahmen einer einheitlichen Theorie der Gesellschaft und des gesellschaftlichen Wandels zu überwinden, die vor allem darum bemüht ist, eine tief greifende Spannung zwischen dem Historischen Materialismus und dem marxistischen Konzept des Klassenkampfes aufzulösen. Diese Auflösung zeigt, wie die über-individualistisch strukturalistischen Aspekte des Historischen Materialismus mit Marxens Überzeugung zu versöhnen sind, dass menschliche Individuen Gesellschaften konstituieren und selbst ihre Geschichte machen.
Scham- und Schuldgefühle sind die unmittelbarsten Formen moralischer Selbstkritik, die wir kennen. Und doch beschreibt ein selbstkritisches Urteil den Gehalt beider Gefühle nicht vollständig. Was diese Gefühle vor allem ausmacht, ist die Sorge um den Verlust von Anerkennung. Diese Anerkennung muss kein bestimmtes Verhalten und keine bestimmte Qualität zum Gegenstand haben, auch wenn das oft der Fall ist. In ihrem Zentrum stehen vielmehr Scheu und Wohlwollen. Die Menschen, auf deren Anerkennung es ankommt, verfügen über eine bestimmte Autorität, und diese gründet sich nicht auf ihre guten Argumente allein.
Das Buch verteidigt diese Analyse von Scham- und Schuldgefühlen und geht zugleich den ethischen Fragen nach, die sich daraus ergeben. Behandelt wird insbesondere die Frage, ob uns Scham- und Schuldgefühle, diese emotionalen Grundlagen unserer moralischen Verfassung, nicht in eine ungute Abhängigkeit von unseren Zeitgenossen drängen und ob sie nicht unsere Selbständigkeit und damit am Ende unser Selbstverständnis als moralische Akteure untergraben.
Eine Untersuchung der praktischen Gründe, aus denen Menschen handeln, und der Regeln (darunter auch Normen), die sie in ihrem Handeln befolgen, zeigt, dass Regeln und Gründe sehr verschiedene Dinge sind. Eine Regel selbst ist kein praktischer Grund, die betreffende Regel zu befolgen. Aus dieser Feststellung sind sozial-, moral- und rechtsphilosophische sowie normativitätstheoretische Folgerungen zu ziehen, die weite Teile der praktischen Philosophie neu zu strukturieren erlauben.
Für die Sozialphilosophie ist die im ersten Teil der Abhandlung entfaltete Typologie unterschiedlicher Regelarten von besonderer Bedeutung, die u. a. ein neues Licht auf das Konzept des Regelfolgens wirft. Im zweiten Teil der Abhandlung wird ein partikularistisches Moralverständnis offeriert, das auf praktischen Gründen beruht und die Existenz moralischer Normen, Prinzipien, Rechte und Pflichten bestreitet. Der Begriff des objektiven Rechts wird an den der Regel und der Rechtsnorm geknüpft und die Bedeutung deontischer Verben wie ‚sollen‛ und ‚dürfen‛ geklärt. Eine Unterscheidung zwischen Rechtsystemen und Rechtskulturen bietet eine Überwindung des jahrhundertealten Streits um den Rechtspositivismus an.
Das Buch bietet die erste systematische Untersuchung der Frage nach der Verantwortung für historisches Unrecht seit dem Erscheinen von Karl Jaspers’ „Die Schuldfrage“. Mit den Mitteln der modernen philosophischen Analyse untersucht es Gründe und Grenzen moralischer und krimineller Verantwortung und unterbreitet Lösungsvorschläge für das Problem der Wiedergutmachung für vergangenes Unrecht.
Über 900 Millionen Menschen leiden gegenwärtig weltweit an Hunger. Dieses Buch geht der Frage auf den Grund, was die Bewohner der vermögenden Staaten diesen Menschen schulden. Der Fokus liegt dabei weniger auf der Frage, wie eine gerechte Welt beschaffen wäre, als auf der Frage, was einzelne Individuen angesichts der offenkundigen Ungerechtigkeit und des immensen Leidens zu tun verpflichtet sind. Dabei plädiert das Buch für einen Pflichtenpluralismus, der die Bewohner der Industrieländer sowohl als Bürger als auch als Konsumenten und als moralische Subjekte in die Pflicht nimmt. Entsprechend basiert ihre Verantwortung sowohl auf ihrer Verstrickung in Ausbeutung und Unrecht, die das Leiden der extrem armen Bevölkerung weiter verschlimmert, als auch auf der Tatsache, dass sie in der Lage sind, Hilfsmaßnahmen zu ergreifen. Da das Individuum im Alleingang wenig ausrichten kann und der Pflichtbegriff auf Distanz normative Kraft einzubüßen droht, plädiert das Buch für eine geteilte Verantwortung, institutionelle Strukturen zu schaffen, die einerseits Armut effizient bekämpfen und andererseits das Individuum von seiner individuellen Verantwortung zu entlasten vermögen. Dies führt allerdings nur bedingt zu einer Entlastung des Individuums: Die Pflichten bleiben anspruchsvoll, solange entsprechende Strukturen fehlen.
Die Frage, ob es vernünftig ist, moralisch zu handeln, gehört zu den ältesten Problemen der Ethik. Schon Platon bemühte sich in seiner Auseinandersetzung mit den Sophisten um den Nachweis, dass es für den Handelnden selbst besser ist, gerecht als ungerecht zu sein. Auch in der Gegenwart wird von zahlreichen Philosophen die These vertreten, dass es vernünftig ist, moralisch zu handeln, und grundsätzlich unvernünftig, gegen moralische Normen zu verstoßen.
In der vorliegenden Untersuchung wird diese Auffassung exemplarisch anhand ihrer wichtigsten Vertreter geprüft. Teil I widmet sich dem Versöhnungsprojekt des moralischen Kontraktualismus. Es wird gezeigt, dass die Versuche, Moral auf das Eigeninteresse zurückzuführen, scheitern müssen. In Teil II wird zunächst die These geprüft, dass es selbstwidersprüchlich ist, unmoralisch zu handeln. Die vermeintlichen Widersprüche werden aufgelöst.
Im Schlusskapitel gibt der Autor eine eigenständige Antwort auf die Titelfrage: Es ist tatsächlich vernünftig, moralisch zu handeln. Allerdings ist es manchmal nur rational erlaubt, nicht aber rational geboten, den Normen der Moral zu folgen. Im Falle eines Konflikts zwischen prudentiellen und moralischen Gründen sind beide Handlungsweisen rational erlaubt.
Das Phänomen des Separatismus hat sich, wie der Zerfall der Sowjetunion und Jugoslawiens zeigt, zu einem wichtigen Faktor der internationalen Politik entwickelt. Auch in vielen demokratischen Staaten, die ihren Bürgern grundlegende Freiheiten gewähren, sind Spaltungstendenzen zu beobachten. Die Arbeit geht der Frage nach, ob sich Sezessionen von Staaten, die demokratisch verfasst sind, rechtfertigen lassen. Dazu werden die führenden philosophischen (und völkerrechtlichen) Konzeptionen einer eingehenden Analyse unterzogen. Erörtert werden zum einen die maßgeblich von Allen Buchanan entwickelten Gerechtigkeitstheorien, die nur gegen staatliches Unrecht gerichtete Sezessionen für legitim erachten. Zum anderen werden die ‑ z.B. von David Miller vertretenen ‑ Theorien der nationalen Selbstbestimmung untersucht. Ausgehend von einer Kritik der beiden Begründungsansätze stellt der Autor eine eigene Legitimationstheorie vor. Unter Berufung auf die grundlegenden Werte, zu denen sich moderne Demokratien bekennen, spricht er sich für die Anerkennung eines Sezessionsrechts aus. In seiner Argumentation geht er auch auf mögliche Folgen weitreichender Separationsbefugnisse, wie die Entstehung von Mikrostaaten oder Enklaven, ein.
Von Klarheit über Gefühle hängt viel ab: sowohl das Gelingen zwischenmenschlicher Beziehungen als auch die Möglichkeit eines selbstbestimmten Lebens. Die Autorin fragt dezidiert, was es heißt, Emotionen zu verstehen, fremde und eigene; wie das Verstehen vor sich geht und wie weit wir damit kommen können. Dazu gehören die Punkte: Was ist es für eine Emotion, warum ist sie entstanden, was bewirkt sie oder wie echt ist sie? Emotionen und Verstehen werden in wechselseitigem Bezug aufeinander erläutert. Die differenzierte, beispielreiche Antwort ist sowohl ein Beitrag zur Philosophie der Psychologie als auch zur Hermeneutik.
Die Rede von Kohärenz ist in der Ethik populär. Insbesondere wenn es um die Rechtfertigung von Moralurteilen geht, verweisen viele Autoren auf einen Kohärenzbegriff. Dabei wird jedoch nur selten die Frage gestellt, was unter Kohärenz genau zu verstehen ist. Dieser Frage ist dieses Buch gewidmet.
Der Autor zeigt, dass es den einen Kohärenzbegriff in der Ethik nicht gibt. Vielmehr lassen sich hier mindestens vier verschiedene Kohärenzbegriffe unterscheiden. Die Semantik dieser vier Kohärenzbegriffe wird in diesem Buch eingehend analysiert. Es wird untersucht, unter welchen metaethischen Vorannahmen diese Begriffe in eine Kohärenztheorie für die Ethik eingebettet werden können. Dabei zeigt sich, dass den unterschiedlichen Begriffen verschiedene Kohärenztheorien korrespondieren. Diese Kohärenztheorien sind inhaltlich heterogen und gehen von divergierenden, untereinander inkompatiblen metaethischen Vorannahmen aus. Deshalb ist es nicht möglich, die konkurrierenden Ansätze in eine einzige, umfassende Kohärenztheorie für die Ethik zu integrieren.
Dieses Buch macht darauf aufmerksam, dass die Rede von Kohärenz in den Fachdebatten notorisch unklar bleibt. Der Autor arbeitet dieses Defizit auf und bietet so eine solide Grundlage für die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema Kohärenz in der Ethik.
Die Arbeit versteht sich in systematischer Perspektive als eine Erweiterung der Theorie der Gerechtigkeit von John Rawls. Moralische Selbstachtung wird dazu – in Auseinandersetzung mit Kant – als ein rechtsgebundenes Selbstverhältnis gedeutet, das nicht nur den motivationalen Grund praktischer Identität bereitstellt, sondern sich darüber hinaus als normativer Fluchtpunkt einer selbstachtungsfunktionalen Gerechtigkeitstheorie anbietet. Ausgehend von der postrawlsschen These, dass Selbstachtung einen unüberbietbaren Wert darstellt, werden eine Reihe moralischer Grundrechte verteidigt, die rechtlich, ökonomisch, kulturell und politisch realisiert sein müssen, damit eine Person ihre Selbstachtung aufrechterhalten kann. Systematisch mündet diese Erörterung in die Konzeption einer sozialliberalen Gerechtigkeitstheorie, deren transnationaler Geltungsbereich abschließend als subsidiärer Kosmopolitismus beschrieben wird.
Eine moralische Praxis kann man mit ihrer Vorteilhaftigkeit begründen, ohne Moral und Vorteil gleichzusetzen. Um diese These zu untermauern, zeigt der Autor zunächst, wie eine interessenbasierte Vertragstheorie Gründe für die Akzeptanz moralischer Normen liefert. Er widmet sich dann dem Einwand, dieser Ansatz reduziere Moral auf Eigeninteresse und habe ein falsches Bild des moralischen Überlegens. Derartige Kritik beruht, so der Autor, auf einem Missverständnis, das entsteht, wenn man Rechtfertigung und Analyse der Moral nicht streng trennt: Eine interessenbasierte Moralbegründung ist nämlich keine Theorie über die Natur moralischer Normen oder über die Bedeutung moralischer Urteile.
Wie sollte man moralische Urteile und Normen dann analysieren? Der Autor argumentiert, dass eine anti-realistische Metaethik am besten geeignet ist, um als Hintergrundtheorie der interessenbasierten Begründung Semantik und Metaphysik der Moral zu erklären. Er plädiert dafür, moralische Urteile als Ausdruck moralischer Gefühle zu analysieren.
Was ist der Mensch? Von den zahlreichen Aspekten dieser Frage, denen es nachzugehen lohnt, kommt die begriffliche Aufklärung wesentlicher Züge des menschlichen Daseins aus der ”ich“-Perspektive der eigentümlichen Zielstellung philosophischer Reflexionsbemühungen wohl am nächsten. Die Frage betrifft dann speziell jene Strukturelemente, die für unser vorgängiges Selbst- und Weltverständnis konstitutiv erscheinen — etwa die Idee eines Bewusstseinssubjekts und seiner zeitübergreifenden Identität, einer in der objektiven Welt mit anderen Bewusstseinssubjekten interagierenden Person oder eines moralisch verantwortlichen Akteurs — und die rationalen Beziehungen zwischen diesen Elementen. Der traditionelle Rahmen derartiger Untersuchungen wird in dieser Studie insofern erweitert, als neben philosophischen auch neuere psychologische Debatten einbezogen werden.
Diese Studie untersucht die Bedingungen legitimer Herrschaft und begründet, dass sie nur in einer gestuften globalen Ordnung realisiert werden können. Dabei werden im ersten Teil Ansätze der Gerechtigkeitstheorie, Demokratietheorie und Rechtsphilosophie kritisch gewürdigt und ein allgemeiner Entwurf von Legitimität auf der Grundlage eines republikanischen Freiheitsbegriffs entwickelt. Dieser Entwurf integriert individuelle und politische Aspekte der Freiheit, indem er Rechtsstaatlichkeit und Demokratie als entscheidende Merkmale legitimer Herrschaft auszeichnet. Im zweiten Teil wird in Auseinandersetzung mit zentralen Strömungen der politischen Philosophie und Theorie des Völkerrechts sowie der internationalen Beziehungen ein eigenständiges Modell transnationaler Demokratie konzipiert. Dieses Modell verbindet Überlegungen zur Gestalt und Notwendigkeit von Einzelstaaten und anderen politischen Organisationsformen mit der Vorstellung eines globalen rechtsstaatlichen Netzwerks. Erst in dieser Kombination ist gewährleistet, dass die Verhältnisse in und zwischen den Staaten und sonstigen Organisationen freiheitsverbürgend verfasst bzw. nicht-beherrschend sind und somit Anspruch auf Legitimität erheben können.
Ein Bauklötzchen wird auf ein anderes gelegt, ein Natriumatom verbindet sich mit einem Chloratom. Entstehen in beiden Fällen neue Dinge? Allgemeiner: Unter welchen Bedingungen bilden verschiedene Teile ein materielles Objekt, d.h. eine Substanz? Hübner geht die Frage an, indem er gesonderte Analysen der Zusammensetzung für Massen, Körper, Artefakte und Lebewesen entwickelt.
Der erste thematische Hauptstrang entwickelt Analysen für die genannten Arten und diskutiert ihre Existenz am Prüfstein klassischer Rätsel wie z.B. Theseus’ Schiff. Ausgehend von Diskussionen über den Vierdimensionalismus und das Problem der Vagheit weist der zweite Hauptstrang die Auffassungen zurück, die Bildung von komplexen Substanzen sei unter beliebigen Umständen gegeben oder nie.
Hübner führt eine aktuelle internationale Debatte in den deutschsprachigen Raum ein.
Der Begriff des Lebewesens ist einer der Grundbegriffe unserer Alltagsontologie. Die Biologie ist zwar die Wissenschaft von den lebenden Wesen, nicht aber davon, was ein Lebewesen ist. Diese Frage ist vielmehr metaphysischer Natur. Die Autorin untersucht grundlegend den ontologischen Status von Lebewesen. Sie wendet sich gegen die cartesianische Auffassung von Lebewesen als Körpern und argumentiert statt dessen für eine am aristotelischen Substanzbegriff orientierte Auffassung. Dafür verteidigt sie zunächst die allgemeine Kategorie der Kontinuanten (der "fortdauernden" Gegenstände) gegenüber prozessontologischen Einwänden, um dann zu zeigen, warum Lebewesen keine Dinge sind, sondern eine eigene Kategorie von Kontinuanten bilden.
Gerechtigkeit findet nicht nur zwischen Zeitgenossen statt - auch das Handeln früher lebender Menschen kann Ansprüche und Pflichten gegenwärtig und zukünftig lebender Menschen begründen. Der Autor entwickelt die Theorie einer historischen Gerechtigkeit auf der Basis der Pflichten zwischen den Generationen. Betrachtet werden dabei besonders Pflichten, die aufgrund der andauernden Wirkung historischen Unrechts entstehen, die gegenüber toten Opfern erwachsen, Pflichten der Dankbarkeit und des Respekts und Gerechtigkeitsansprüche beim Übergang von einem vorrechtsstaatlichen Regime zu einer rechtsstaaatlichen Ordnung.
Vieles, was wir tun, tun wir aus Gründen. Was aber sind diese Gründe? Gegen die gängige Lehre, wonach es sich um geistige Zustände wie Wollen und Meinen handelt, wird hier eine neue These entwickelt: Unser Handeln begründet sich in Zuständen oder Ereignissen in der Welt. Diese Antwort, im Detail ausgearbeitet und gegen Einwände verteidigt, führt zu einer radikalen Neu-Konzeption von uns selbst als Handelnden.
Hiermit liegt die deutsche Übersetzung des viel gerühmten Doing Things for Reasons (Oxford, 2001) vor.
Christian Hiebaum untersucht die politische Dimension der juristischen Argumentation. Er zeigt, wie sich zwei weit verbreitete Überzeugungen, die einander zu widersprechen scheinen, doch vereinbaren lassen: die Überzeugung, dass Rechtsanwendung ein politisches Unternehmen ist, und die Überzeugung, dass Rechtsanwender notwendig wahrheitsorientiert verfahren. Dies erfordert eine gründliche Auseinandersetzung mit der Interpretation von Rechtsnormen einerseits und mit dem Begriff des Gemeinwohls und seiner Rolle im Rechtsdiskurs andererseits. Insgesamt ist die Analyse als Dekonstruktion der Dworkin'schen Unterscheidung zwischen Prinzipien- und Policy-Argumenten angelegt.
Wenn Plato weise ist, dann gibt es mindestens dreierlei: Plato, die Weisheit und Platos Weisheit. Dies sind beispielhafte Vertreter von drei ontologischen Kategorien (Substanz, universelle Eigenschaft, partikularisierte Eigenschaft), die grundlegend für unsere Weltorientierung sind.
Als Beitrag zur deskriptiven Metaphysik im Sinne P.F. Strawsons entwickelt Schnieder eine Konzeption dieser Kategorien und ihres Zusammenhangs. Er expliziert und verteidigt klassische Ideen der Philosophiegeschichte mit analytischer Methodik und unter Einbezug von sprachphilosophischen, modallogischen und mereologischen Erwägungen. Unter anderem argumentiert er, dass Substanzen aufgrund ihrer existentiellen Unabhängigkeit eine ontologische Sonderstellung zukommt.
Indem es auf das erneut erwachsene Interesse an der Metaphysik reagiert und Grundzüge der aktuellen Debatten voraussetzungsarm erläutert, kann das Buch auch als allgemeine kritische Einführung in das Thema dienen.
Gilt das Verbot der Tötung Unschuldiger absolut oder darf selbst diese fundamentale Moralnorm unter Ausnahmebedingungen verletzt werden?
Wir leben in einer Welt voller Gefahren. Das Leben von Menschen wird bedroht durch verbrecherische Diktaturen, terroristische Anschläge, technische Havarien und Katastrophen verschiedener Art. Dürfen solche Gefahren notfalls auch dann bekämpft werden, wenn dabei Unschuldige getötet werden oder ihr Tod in Kauf genommen werden muss?
Das Buch gibt eine moralphilosophische Antwort auf diese politisch, ethisch und rechtlich umstrittene Frage. Lothar Fritze analysiert das Rechtsdogma der Nichtabwägungsfähigkeit menschlichen Lebens und fragt, wie sich das Verbot der Tötung Unschuldiger mit der verbreiteten moralischen Intuition vereinbaren lässt, wonach in Extremfällen durchaus einige wenige unschuldige Menschen geopfert werden dürfen, um sehr viele andere Unschuldige zu retten.
"Emotionen wie Furcht, Scham, Misstrauen durchziehen so sehr die menschliche Existenz, dass man sich schwer vorzustellen vermag, wie ein menschliches Leben überhaupt aussehen könnte, in dem sie gänzlich fehlten."
Was sind Emotionen? Woran erkennen wir sie bei uns und bei anderen? Wie kommunizieren wir unsere Emotionen? Christiane Voss entwickelt in ihrem Buch eine Theorie der "narrativen Emotionen": Ihr zufolge liegt Emotionen eine gemeinsame Struktur zugrunde, sofern die körperlichen und geistigen Komponenten emotionaler Reaktionen stets in einem erzählerischen Sinnzusammenhang miteinander verflochten werden müssen, um überhaupt als Einheiten erfahrbar zu sein. Die gefühlsmäßige Wahrnehmung einer Emotion, so lautet die pointierte These der Autorin, ist die Wahrnehmung eines solchen narrativen Geflechts, das sich sprachlich in Form von Geschichten ausdrücken lässt.
Erstmals findet der Leser in diesem Buch eine sowohl historische als auch systematische Einführung in die Emotionsforschung.
Sollten muslimische Lehrerinnen im Unterricht ein Kopftuch tragen dürfen? Ist es gerecht, wenn Frauen bei der Vergabe von Arbeitsplätzen bevorzugt werden? Sollten die Kinder der Amish von der Schulpflicht befreit sein?
Rechte von Minderheiten beschäftigen zunehmend die aktuelle Rechtsprechung und Politik. In der philosophischen Debatte sind sie nicht zuletzt deswegen so umstritten, weil sie dem Gleichheitsgedanken zu widersprechen scheinen. Es zeigt sich jedoch, dass die Anerkennung von Minderheitenrechten unter bestimmten Umständen moralisch gefordert ist.
Was ist eine "gute" Erklärung? Wann ist eine Argumentation plausibler, zuverlässiger oder "wahrer" als eine andere? Der Schluss auf die beste Erklärung (Abduktionsschluss) spielt im Alltag wie in den Wissenschaften eine entscheidende Rolle. In Indizienprozessen wie in wissenschaftlichen Erklärungen für Ereignisse oder Vorkommen geht es darum, einzelne Befunde in eine zusammenhängende Erklärung zu bringen, die als Wahrheit akzeptiert wird. Klärner diskutiert kritisch und präzise die bisherigen Erklärungskonzeptionen. Beispiele lassen die Argumentationsstruktur, die Stärken und Schwächen leicht nachvollziehen.
Diese erste deutsche Publikation zum Thema ist geeignet, das Referenzwerk zum Schluss auf die beste Erklärung zu werden.
Handlungen, mit denen wir mehr Gutes tun, als unsere Pflicht ist, heißen in der Ethik supererogatorisch. Die Autorin steckt einen Rahmen für Theorien der Supererogation ab. In jenem Rahmen dokumentiert sie die Geschichte dieses Begriffes und würdigt aktuelle Theorien - um deren Beschränkungen zu überwinden. Auch wenn wir über das Gebotene hinausgehen, so ihre These, können wir fehlen; wir können uns neue Pflichten einhandeln.
"Demokratische Systeme sind auch dann, wenn sie den grundrechtlichen Forderungen politischer Gerechtigkeit genügen, kritikwürdig und reformbedürftig, solange es ihnen nicht gelingt, allen Bürgern gerechte Anteile an den gesellschaftlich produzierten Reichtümern zu sichern."
Bei den Auseinandersetzungen um Arbeitsmarktpolitik, Steuerpolitik, Erziehungspolitik, Meinungs- und Willensfreiheit steht auch Grundsätzlicheres zur Debatte: Was verstehen wir unter "sozialer Gerechtigkeit"? In Gerechtfertigte Ungleichheiten werden die Grundzüge einer Theorie sozialer Gerechtigkeit entwickelt. Es handelt sich um eine egalitäre Theorie, die soziale Ungleichheit ausdrücklich zulässt, diese aber an das Vorliegen bestimmter öffentlicher Rechtfertigungsgründe bindet.
Welche Bedingungen lassen Völker gerecht und friedlich zusammenleben? Unter welchen Umständen sind Kriege gerechtfertigt? Welche Leitlinien müssen gegeben sein für Organisationen, die eine gerechte Gesellschaft von Völkern mit gleichen Rechten herzustellen vermögen?
In acht Grundsätzen für eine gerechte internationale Ordnung entwickelt der amerikanische Philosoph John Rawls einen hypothetischen "Vertrag der Gesellschaft der Völker".
Das jüngste Buch von John Rawls ist nach A Theory of Justice 1971, dt. 1975) und Political Liberalism (1993, dt. 1998) ein weiteres wichtiges Werk des bedeutenden amerikanischen Philosophen. Die Originalausgabe (The Law of Peoples, 1999) hat zu heftigen Kontroversen geführt.
This book introduces a novel challenge at the intersection of normative ethics, moral psychology and moral epistemology and develops a solution to it that has important implications for moral epistemology generally. The challenge arises from the observation that people who act in morally heroic ways often profess certainty in the rightness of their actions. Such moral conviction seems highly admirable. Yet in light of our general fallibility, it seems that moral certainty is epistemically unjustified. It thus looks as though we would have to conclude that moral heroism comes at the price of epistemic irrationality. Drawing this conclusion, however, is shown not be a viable option. The same holds for attempts at accounting for the moral hero’s conviction in alternative, entirely non-doxastic terms, or denying its admirability on the grounds that it is entangled with fanaticism. This leaves the claim that moral certainty is never epistemically justified. Via an in-depth discussion of the nature of epistemic justification for moral beliefs, this claim is shown to be false. In exceptional moral circumstances, the value of living up to one’s fundamental moral commitments encroaches upon the standards of epistemic justification.