Reihe
Schriften des Simon-Dubnow-Instituts
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Band Band 030 in dieser Reihe
Warsaw, 1968. Students are protesting against the Polish state and party leadership. They are not advocating the abolition of Socialism, but rather the fulfillment of its promises. Many of the young protestors, including Irena Grudzińska, Adam Michnik, and Jan T. Gross, come from Jewish families. However, only a few of them identify with Judaism, seeing themselves rather as Polish patriots and as Communists. Nevertheless, their origins are implicitly evoked in their protests. David Kowalski’s study examines the meaning of this belonging in the early opposition movement. Reaching back to the interwar period, he illuminates the experiences of the generation preceding the dissidents of 1968, examines the repercussions of the Holocaust, and demonstrates the interconnections of origins, Communist hopes, and Socialist disappointments.
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Band Band 029 in dieser Reihe
Das polnische Militär war wie kaum eine andere Institution an der Gründung und Ausgestaltung der Zweiten Polnischen Republik beteiligt. Ob und in welchem Maße Staatsbürger, die nicht der polnischen Mehrheitsgesellschaft angehörten, Zugang zu den Streitkräften erhalten sollten, war umstritten. Besonders deutlich trat das Spannungsverhältnis zwischen der allgemeinen Wehrpflicht und dem Nationalisierungsanspruch der Armee im polnisch-jüdischen Verhältnis zutage. Es war geprägt von der Gleichzeitigkeit aus Ablehnung und Kooperation, Ausschluss und Inkorporation. Dies spiegelte sich sowohl im militärischen Alltag als auch in der Erinnerungskultur wider. Christhardt Henschel macht diese ebenso vielschichtige wie widersprüchliche Beziehung sichtbar. Zugleich zeigt er, dass der Umgang des polnischen Militärs mit seinen jüdischen Wehrpflichtigen stellvertretend für die Minderheitenpolitik der sich nach dem Zerfall der imperialen Vorkriegsordnung konstituierenden Republik steht. Dabei wird der starke Einfluss nationaler Gedächtnisnarrative und normativer Vorstellungen des 19. Jahrhunderts deutlich, die die Aushandlungsprozesse um Fragen der Emanzipation, Gleichberechtigung und nationalen Zugehörigkeit der jüdischen Bevölkerung bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges begleitet hat. Auf diese Weise entsteht ein differenziertes Bild des polnisch-jüdischen Verhältnisses zwischen 1918 und 1939.
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Band Band 028 in dieser Reihe
Als eine der ersten akademisch ausgebildeten jüdischen Historikerinnen in Deutschland nimmt Selma Stern infolge des Ersten Weltkriegs ihre Studien zur Erforschung der jüdischen Geschichte auf. Unter dem Eindruck von Weimarer Republik und Nationalsozialismus, Flucht und Exil entstehen ihre Publikationen Jud Süß und Der preußische Staat und die Juden. Beide Werke, die Gegenstand der vorliegenden Untersuchung sind, gelten bis heute als bedeutende Beiträge zur deutsch-jüdischen Historiografie. Gleichzeitig spiegeln sie die Arbeitsweisen und -bedingungen in unterschiedlichsten materiellen, ideellen und politischen Kontexten wider. Ab 1920 an der Berliner Akademie für die Wissenschaft des Judentums angestellt, forschte Stern noch bis kurz vor ihrer Emigration im Jahr 1941 in Deutschland, bevor sie ihre Studien in den Vereinigten Staaten und in der Schweiz bis in die 1970er Jahre hinein fortsetzte. Den institutionellen Rahmen hierfür bildete das 1955 gegründete Leo Baeck Institute New York. Irene Aue-Ben-Davids Darstellung der vielschichtigen Werk- und Rezeptionsgeschichte Selma Sterns weist über die wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung einer einzelnen Person weit hinaus: Sie zeigt Gründe, Formen und Probleme eines neuerlichen Wiederanknüpfens an eine deutsch-jüdische Geschichtsschreibung auf, deren Bezugsrahmen durch den Holocaust zerstört worden war.
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Band Band 027 in dieser Reihe
In kaum einem Land außerhalb Deutschlands wurde die Kritische Theorie so intensiv gelesen wie in Amerika. Für die Übersetzung, Verbreitung und Diskussion der Schriften Theodor W. Adornos, Max Horkheimers, Herbert Marcuses und anderer spielten die Zeitschriften Telos und New German Critique, die im Schatten der Studentenbewegung der 1960er Jahre und einer Renaissance des Marxismus gegründet wurden, eine entscheidende Rolle. Robert Zwarg rekonstruiert erstmals die ungeheuer produktive Rezeption der Kritischen Theorie bis in die 1990er Jahre und fragt nach ihrer Transformation. Seine Historisierung der Kritischen Theorie, die Annäherung an ihren »Zeitkern«, bedient sich dabei ihrer eigenen Mittel. Wie wurde eine im Deutschland der Zwischenkriegszeit entstandene Denktradition zum Ausweg aus der Krise der amerikanischen Neuen Linken? Vermochten die Texte der Kritischen Theorie bei der Reise über den Atlantik ihre analytische Kraft zu bewahren? Zwarg zeigt, welche Hoffnungen sich an die Praxis der Theorie knüpften und wie sich die Ideen der Frankfurter Theoretiker unter den veränderten historischen und gesellschaftlichen Bedingungen wandelten. Die Geschichte akademischer Erfolge ist zugleich eine Geschichte philosophischer und politischer Zweifel, die viel über die Unterschiede zwischen der »Alten« und der »Neuen Welt« verraten.
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Band Band 026 in dieser Reihe
In November 1952, Rudolf Slánský and thirteen other Czechoslovak high-ranking officials of the Communist party and the government were accused of conspiracy against the People’s Republic in the most notorious and last ever Stalinist show trial, taking place in Prague. Eleven of them were executed, three sentenced to life imprisonment. The Slánský Trial differed from other Stalinist show trials in the number of death penalties handed down and its openly anti-Semitic tendencies. Eleven of the accused were of Jewish origin. Resorting to the biographies of two writers who grew up in Bohemia, Louis Fürnberg, author of the song “The Party is Always Right,” and F. C. Weiskopf, Jan Gerber explores why, only seven years after the liberation of Auschwitz, anti-fascists carried out a trial in which Jews were indicted for being Jews. He examines further why, of all places, this trial took place in communist Czechoslovakia, a country that had been considered an island of democracy and tolerance during the interwar period. The biographies of Fürnberg and Weiskopf, who in the early 1950s were impacted by the general political atmosphere created by the Slánský Trial, and, fearing persecution, ultimately left Czechoslovakia for the GDR, show that the Slánský Trial did not solely derive from the initiative of Moscow. At the same time, the conflicts over nationality of the interwar period continued in the trial ideologically encoded.
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Band Band 025 in dieser Reihe
Gegenstand des Buches ist die Geschichte der Israelischen Sozialistischen Organisation, die 1962 als Abspaltung von der Kommunistischen Partei Israels gegründet wurde und die israelische Gesellschaft vor allem seit dem Junikrieg 1967 in Aufruhr versetzte. Mit der Forderung nach einem Rückzug aus den kurz zuvor besetzten Gebieten stellte sich Matzpen (Kompass), so genannt nach der von ihr herausgegebenen Zeitschrift, außerhalb des gesellschaftlichen Konsenses. Schon lange vor dem Junikrieg erachtete die Gruppe den Konflikt zwischen Arabern und Juden als auf nationalstaatlicher Grundlage für nicht lösbar. Demgegenüber propagierte Matzpen eine sozialistische Revolution im Nahen Osten und forderte die Anerkennung der Existenz einer indigenen hebräischen Nation. Dieses neue Kollektiv sollte sich in die Region integrieren, womit die Hoffnung verbunden war, den historischen Palästinakonflikt zu überwinden. Vor diesem Hintergrund wirft Lutz Fiedlers Studie ein neues Licht auf die politische Kultur Israels.
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Band Band 024 in dieser Reihe
In einer Gesamtschau auf die 1930er Jahre präsentiert die Studie einen Einblick in das Dilemma der Fragen der Emigration, die sich deutsche Juden vor der Zäsur des Jahres 1938 stellten. Dabei werden anhand einer Vielfalt zeitgenössischer Materialien sowohl institutionelle Emigrationspläne jüdischer Einrichtungen als auch Fragen individueller Entscheidungen ausgebreitet. Entgegen dem gängigen Vorgehen, sich dem Gegenstand aus der Perspektive des später eingetretenen Holocaust zu nähern und damit den zögerlichen Haltungen zur Emigration mit Unverständnis zu begegnen, zielt die Untersuchung auf die Wirkmächtigkeit vorausgegangener Zeiten jüdischer Erfahrung mit Fragen der Staatsangehörigkeit, Minderheitenrechten und Migration. Hierdurch ergeben sich neue und erhellende Einsichten in die Verhaltensweisen und Erwartungshorizonte deutscher Juden angesichts des sich zunehmend radikalisierenden nationalsozialistischen Regimes.
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Band Band 023 in dieser Reihe
Fritz Mauthner, Gustav Landauer and Erich Mühsam lived according to their own self-designed blueprints of resistance. These countermodels for life were aimed at the bourgeois world their fathers had helped to build (in the so-called Gründerzeit). They viewed rebellion and revolution as a suitable way of life. Carolin Kosuch shows, on the one hand, how these three thinkers from German-Jewish bourgeois families fled from a reality dominated by their fathers to a remote past; on the other hand, she points out how deeply rooted their synchronized efforts were in their common aspiration to overcome modernity. The study provides in-depth insights into the relationship between generational experience and critique of the real world.
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Band Band 022 in dieser Reihe
Drei jüdische Aktivisten spielten im Umfeld des Pariser Mai eine wichtige Rolle: Daniel Cohn-Bendit, der als Person das Ereignis symbolisiert, Pierre Goldman, der bis zu seiner Ermordung im Jahr 1979 die Ikone der radikalen Linken war, und André Glucksmann, vormals der maoistischen Strömung zugeneigt, der Mitte der 1970er Jahre die antitotalitäre Denkrichtung der »Neuen Philosophen« mitbegründete. Sebastian Voigt zeichnet die Lebenswege dieser drei Protagonisten der radikalen Linken im Nachkriegsfrankreich nach und rückt ihre politischen Biografien in einen gedächtnisgeschichtlichen Zusammenhang. Hierzu öffnet er den Blick zurück auf die Elterngeneration und nimmt deren in der Zwischenkriegszeit liegende Erfahrungsgeschichte in den Fokus. Eine solche Rückschau in die Vorgeschichte führt von Frankreich aus in die Lebenswelten der als Immigranten und Flüchtlinge aus Deutschland, Polen und dem Habsburgerreich kommenden Juden. Kommunismus, Zionismus und antifaschistisches Engagement der Elterngeneration bilden dabei ebenso wie der bewaffnete Widerstand gegen die deutsche Besatzung die gedächtnispolitische Folie, vor der die Ereignisse des Mai ’68 in neuem Licht erscheinen.
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Band Band 021 in dieser Reihe
The study seeks to reconstruct the Jewish history of political experience during the period of socialism and the Cold War, as exemplified in Leipzig, the second largest city in the German Democratic Republic. It reveals that Jewish life in East Germany was not shaped solely by the formal Jewish Community (Gemeinde), but also by one’s affiliation with religious and political currents, such as Reform, Orthodoxy, Zionism, socialism and communism. The relationship of the SED party to Jewish citizens was not rigidly fixed; rather, it was characterized by a dynamic process and subject to continuous re-negotiation. Hendrik Niether demonstrates that despite the adversities of the Cold War and state repression, there was constant communication between Jews in Leipzig, emigrés from Leipzig and Jewish organizations in Western Europe, Israel and the United States. The experience of the Holocaust constituted an element of mutual understanding between these different groups. Meanwhile, the East German society’s interest in Jewish history and culture grew more pronounced as its attraction towards Antifascism ebbed away from the 1970s onward. This trend was tangible not only in ecclesial and oppositional circles, but also among political actors concerned with history and culture within the SED.
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Band Band 020 in dieser Reihe
The study examines the life and work of the Polish-Jewish historians Mojżesz Schorr and Majer Bałaban, who both were active primarily in Lvov and Warsaw during the Second Polish Republic. Against the backdrop of a then pluralistic environment of multinational and multiethnic empires caught up in change and reeling towards ultimate collapse, they developed a perspective on Jewish history combining the long tradition of Jewry in Poland with Polish general history. Both historians shared the conviction that a Jewish consciousness of history could increasingly supplant religion in a world that was in the process of secularization.For the first time, Maria Gotzen-Dold connects a broad assessment of the works by Schorr and Bałaban, and subsequent studies by their pupils following in their footsteps, with findings from extensive archival research conducted in Poland and Ukraine. In doing so, she draws a picture of the expectations and perspectives arising from the decline and eventual fall of the old imperial order and its transition to cultures of history grounded in the nation state at the beginning of the twentieth century.
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Band Band 019 in dieser Reihe
Im Jahr 1947 wurde in New York die Jewish Cultural Reconstruction (JCR) begründet. Diese Organisation nahm sich nach dem Zweiten Weltkrieg gemeinsam mit der amerikanischen Militärregierung der Suche und Rückerstattung von geraubten Büchern und weiteren jüdischen Kulturgütern in Europa an. Angeregt und begleitet wurden diese frühen Initiativen von bedeutenden jüdischen Gelehrten wie Hannah Arendt, Salo Wittmayer Baron, Gershom Scholem und Lucy S. Dawidowicz. Elisabeth Gallas rückt Geschichte und Bedeutung der JCR ins Zentrum ihrer Studie und lenkt den Blick auf die Umstände der kulturellen Rückerstattung. Daraus ergeben sich Einsichten in wesentliche rechtliche und moralische Fragen der Neubestimmung jüdischer Existenz nach dem Holocaust und neue Impulse zum Verständnis jüdischen Geschichtsdenkens nach dem Zivilisationsbruch.
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Band Band 018 in dieser Reihe
Joseph Wulf was a survivor of Auschwitz and the first historian to publish books concerning the Holocaust. A few years ago there was a controversy surrounding both his life and works as to whether modern German historical research had become too apologetic toward national concerns, thereby systematically disregarding Jewish historical experiences and thus the viewpoint of the victims. In this volume Klaus Kempter looks at this question from a biographical vantage point, drawing a picture of Wulf as a »misfit« and »outsider« whose publications made a key contribution to the scientific knowledge of the National Socialist era.
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Band Band 017 in dieser Reihe
The »Encyclopaedia Judaica« first appeared between 1928 and 1934. It was the result of the work of many Jewish authors, scholars and politicians from various countries, who looked at the concepts of existing encyclopedias and expanded on them. Using the history of the origins of the »Encyclopaedia Judaica« as an example, Arndt Engelhardt traces the paths of Jewish knowledge cultures in the 19th and 20th centuries. He interprets the publication of these volumes as the strategic attempt to create a new Jewish canon of the culture and science of modern times.
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Band Band 015 in dieser Reihe
This volume demonstrates how an appropriate perception of the Holocaust in the Arab world can be distorted through the colonial legacy. Whereas the Holocaust has become a central point in European history, in the Arab world these events were felt only marginally. This limited field of vision took place against the background of the problem of Palestine or within the scope of the relationship of Arab nationalists to National Socialism. Omar Kamil follows a dialogue-based historical concept by comparing texts of Arnold Toynbee, Jean-Paul Sartre and Maxime Rodinson with those of the Arab world in the 1960s. He shows that a proper perception of the Holocaust in the Arab world has been distorted by the colonial experience in these countries.