Comicstudien
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Herausgegeben von:
Juliane Blank
, Irmela Marei Krüger-Fürhoff und Véronique Sina
Die Reihe Comicstudien versammelt interdisziplinäre Beiträge zur Erforschung von Comics als Medium, als Kunstform und als kulturelles Phänomen. Die Auswahl herausragender Beiträge aus einem breiten Spektrum verschiedener Disziplinen schafft eine Referenz für den übergreifenden Austausch zur aktuellsten Forschung. Der Bogen reicht von Medien- und Kulturwissenschaften über (historische) Kunst- und Bildwissenschaften bis zu Ansätzen aus den Gender-, Postcolonial- und Visual Culture Studies.
Herausgeberinnen:
Juliane Blank (Universität Freiburg)
Irmela Marei Krüger-Fürhoff (Freie Universität Berlin)
Véronique Sina (Goethe-Universität Frankfurt)
Wissenschaftlicher Beirat:
Ole Frahm (Frankfurt a. M.)
Sylvia Kesper-Biermann (Hamburg)
Stephan Köhn (Köln)
Markus Kuhn (Kiel)
Marina Rauchenbacher (Wien)
Marie Schröer (Potsdam)
Daniel Stein (Siegen)
Jan-Noël Thon (Osnabrück)
Janina Wildfeuer (Groningen).
Information zu Autoren / Herausgebern
Juliane Blank, Universität Freiburg; Irmela Marei Krüger-Fürhoff, FU Berlin; Véronique Sina, Goethe-Universität Frankfurt.
Fachgebiete
Comics Studies wie Gender Studies sind als Wissenschaften fundamental interdisziplinär, ihre Gegenstände ergä̈nzen einander in vielfacher Hinsicht, gleichzeitig fehlt eine Überblicksdarstellung. Die wiederholte visuelle Präsenz des Körpers bietet ideale Voraussetzungen für komplexe Auseinandersetzungen mit Konzepten von Geschlecht und Körperrepräsentation und die Auseinandersetzung mit intersektionalen Fragen. Umgekehrt haben Diskussionen und Erkenntnisse der Gender Studies Eingang in die Comics-Praxis gefunden und das Medium inhaltlich und formal geprägt.
Diese Verschränkungen zwischen Comics Studies und Gender Studies, Comics und Gender fokussierend – und um Verschränkungen der (akademischen) Vermittlung erweiternd – versammelt die geplante Publikation Beiträge von Künstler*innen, Kultur-Vermittler*innen, Wissenschaftler*innen und Studierenden beider Disziplinen, um Umfang und Vielfalt der Schnittmengen von Forschung, Lehre und Praxis aufzuzeigen und zu vertiefen –und diese Zielgruppen gleicherma§en anzusprechen.
Durch diese konzise Zusammenstellung (Reader) entlang intersektionaler Kategorien wird eine Lücke in der gendertheoretischen Comicforschung bzw. der comicbasierten Genderforschung gefüllt.
Zwischen Comics und Architektur bestehen besondere Affinitäten. So folgt der Aufbau einer Comicseite architektonischen Prinzipien, welche die Rezeption maßgeblich steuern. Gleichzeitig spielt vor allem die urbane Architektur für die Geschichten vieler Comics eine entscheidende Rolle, und die Figuren bewegen sich in Räumen, die sinnstiftend und orientierend sind oder einen labyrinthischen Charakter aufweisen, der im Sinne der Dekonstruktion dezentrierend und damit desorientierend wirkt. Die in diesem Band versammelten Beiträge untersuchen die Architektur von und in Comics im Schnittpunkt diskursiver und medialer Praktiken. Die Grundlage hierfür bieten Theorien zu Raumkonzeptionen und Raumkonfigurationen, die seit dem spatial turn in verschiedensten Disziplinen Berücksichtigung finden: Räume werden nicht mehr als ausschließlich physisch-territoriale, sondern als relationale, symbolisch codierte und gesellschaftlich konstruierte Konzepte aufgefasst. Der Band zielt insgesamt darauf ab, ein bislang noch wenig beachtetes Arbeitsgebiet der Comicforschung interdisziplinär zu erschließen und die mediale und symbolische Bedeutung von Bauwerken und Räumen sowie die ihnen zugehörigen sozialen Praktiken zu untersuchen.
Intersektionalität ist eine disziplinenübergreifende analytische Perspektive, mit deren Hilfe sowohl die Konstitution und Verschränkung identitätslogischer Kategorien als auch multiple Formen der Diskriminierung und normativen Klassifizierung betrachtet werden. Intersektionalität steht in enger Beziehung zu den Gender-, Queer- oder auch Dis/Ability und Postcolonial Studies.
Die Auseinandersetzung mit der ‚sequenziellen Kunst’ aus intersektionaler Perspektive ist ein Desiderat der Comicforschung. Wie der Band zeigen soll, eignen sich Comics aufgrund ihrer medialen Beschaffenheit besonders gut, alternative Lebenswege aufzuzeigen und das ‚sichtbar‘ zu machen, was sich außerhalb des hegemonialen Diskurses befindet.
Mit dem Band soll das Potenzial eines intersektionalen Ansatzes für die Comicforschung herausgestellt werden. Dabei steht die Verzahnung verschiedener Differenzachsen wie Gender, Sexualität, Alter, Klasse, Nationalität, Dis/Ability und ‚Rasse‘, sowie die Analyse der mit diesem Wechselspiel einhergehenden hierarchischen Machtverhältnisse im Medium Comic, aber auch im Kontext seiner Produktion und Rezeption im Mittelpunkt der Auseinandersetzung.
Was macht den Comic als Medium aus? Wer oder was macht ihn zu einem Medium?
Für die Erforschung von Comics gibt es bislang keinen allgemein verbindlichen Medienbegriff: Zu divers scheinen sie, wenn sie aus Texten und Bildern arrangiert, in Zeitungen gedruckt, als Hefte gesammelt, als graphic novels besprochen oder auf Smartphones gelesen werden.
Die Medien des Comics entwickelt ein Medialitätsmodell, mit dem sich der medialen Bestimmung von Comics gerade in ihrer Veränderbarkeit nachgehen lässt. Medialität wird dazu als ein Verbindungsprinzip verstanden, nach dem die Einrichtung eines bestimmbaren Mediums Comic aus Materialien, Zeichen und Institutionen stetig neu vollzogen wird. Analysen zeigen auf, wie heterogene Akteure diese modernen Medienbestimmungen verändern – und wie dabei Kontroversen hinsichtlich der Mediengeschichte, Nostalgie, Selbstreflexivität und Materialität von Comics aufkommen. Dabei führen die Fallbeispiele von der Vergangenheit der comic strips und comic books zu aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit Smartphones, Webcomics und Blogs.
Der Band richtet sich an Comicforschende unterschiedlicher Disziplinen sowie an Medienwissenschaftler:innen, die sich mit Transformationsprozessen auseinandersetzen.
Als popkulturelles Medium bieten gerade Comics vielfältige Perspektiven auf zeitgenössische und historische Familienkonzepte und -metaphern. Die interdisziplinären Beiträge der Publikation reflektieren kritisch, welche medienspezifischen narrativen, (produktions-)ästhetischen und/oder pädagogischen Potentiale und Funktionen Comics aufweisen, um un/gewöhnliche Familienkonzepte und -strukturen in Text und Bild zu de/konstruieren.